Wer spielt hier eigentlich verrückt: Das Wetter oder wir?

Am Sonntag, den 2. Februar 2014 war das Wetter in Westfalen schön. Wunderschön um genau zu sein. Bei Mittagstemperaturen von fast 10° Cesius im Schatten und ausgezeichneter Fernsicht konnten wir einen ausgedehnten Spaziergang in der Sonne geniessen. Mit den bereits spriessenden Schneeglöckchen und Krokussen war die Illusion des Frühlings perfekt. Es war ein wunderbarer Tag.

Erst abends bei der Tagesschau, holte mich angesichts der Wettermeldungen aus dem übrigen Europa die Realität wieder ein: Der  milde Winter in Deutschland in Verbindung mit seit Monaten viel zu viel Regen in Großbritannien, schweren Stürmen an der französischen Atlantikküste, Schneemassen in Osttirol sowie großer Kälte in Osteuropa – all dies sind Faktoren, die wieder einmal den Klimawandel von einer Theorie zur puren Gewissheit werden lassen. Man kann es einfach nicht mehr ignorieren, die Wetterextreme nehmen zu. Gut, am Sonntag war es für uns hier ein positives Extrem. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch wir wieder von Sturm, Starkregen oder Trockenheit daran erinnert werden, daß wir im Auge des Sturms den Ausblick bewundern durften.

Mir fällt immer öfter auf, daß die Kommentare zum Wetter in den Medien aktuell sehr verharmlosend sind, – bzw. die Frage nach den Gründen für diese Entwicklung nicht mehr so häufig gestellt wird, wie noch vor einigen Jahren. Googeln Sie mal nach dem Begriff “Das Wetter spielt verrückt”, und sie wissen was ich meine.

“Spielen” und “Verrücktheit”, das sind Begriffe, die nur bedingt eine wirkliche Bedrohung transportieren, vielmehr ist das Gegenteil der Fall: “Ach das wird schon wieder, Karnevalisten spielen auch ein paar Tage verrückt, dann sind sie wieder normal.” – so oder ähnlich ist man dann versucht, sich etwas vorzumachen und den Kopf in den Sand zu stecken.

Nur: alle Indikatoren sagen uns, daß es eben nicht wieder normal wird. Es wird noch viel schlimmer, wenn wir nicht jetzt etwas tun. Erstaunlicherweise ist mit der Wirtschafts- oder Eurokrise, der Klimawandel als DIE entscheidende Herausforderung für die Menschheit aus der öffentlichen Diskussion weitgehend verschwunden. Klimaziele werden aufgegeben oder ausgehöhlt und nur noch Wenige regt das wirklich auf. Auch ich selbst neige zum Selbstbetrug. Vielleicht weil ich die Antworten auf die Fragen auch nicht habe? Oder ist es eher so, daß ich zu bequem bin, die Konsequenzen eines nachhaltigen Umganges mit der Welt und Ihren Resourcen auf meine sogenannte “Lebensqualitä”t zu akzeptieren?

Fatalerweise, sind die ökologischen Langzeitfolgen vieler heutiger Verhaltensweisen oder aktueller Produkte, die vermeintlich Lebensqualität ausmachen, katastrophal für die Erde, die Flora, die Fauna und unsere Kinder.

Warum sind wir nicht verantwortungsvoller? Warum verstecken wir uns in der Masse? Warum machen wir die Augen zu oder sehen weg? Warum machen wir uns immer etwas vor?

Wer spielt hier eigentlich verrückt?

PS: ich glaube im übrigen daß es okay war, den Frühlingstag im Februar unbeschwert zu geniessen. Ich nehme mir aber noch einmal vor, die Augen noch weiter aufzumachen und nicht mehr wegzusehen. Ein Anfang, immerhin.

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