Keine Angst vor Google

Das US Internet Unternehmen Google kommt nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Neben den fast wöchentlichen Meldungen über weitere Zukäufe von Technologieunternehmen, gibt es in der öffentlichen Diskussion die zunehmende Tendenz, Google mit dem Negativbild der alles überwachenden, finsteren Datenkrake mit Allmachtsgelüsten zu belegen.

Zunächst einige Fakten über Google (Quellen: Handelsblatt, ZDNet, Spiegel Online):

  • Google beschäftigt ca. 48.000 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von ca. 60 Milliarden US Dollar, größtenteils erwirtschaftet durch Werbeeinnahmen in Verbindung mit den Google Diensten wie der Suchmaschine oder Youtube.
  • im Mai 2014 löste Google Apple als wertvollste Marke weltweit ab, und hat aktuell einen Markenwert von 159 Milliarden Dollar
  • in Deutschland hat Google einen Marktanteil von 91,4% bei den Suchanfragen im Internet (weltweit: 69,4%), – das sind 2162 Milliarden verarbeitete Suchanfragen in 2013
  • Google steht hinter dem offenen Smartphone und Tablet Betriebssystem Android, welches je nach Region einen weltweiten Marktanteil von ca. 70%, mit steigender Tendenz hat (Vergleiche: Apple iOS hat einen Marktanteil von kleiner 20%)
  • Die wichtigsten Übernahmen der vergangenen Jahre waren unter anderem das weltweit größte Videoportal Youtube, der Handy Hersteller Motorola, die Firma Nest Labs (spezialisiert auf das vernetzte Heim), diverse Entwicklungsfirmen im Bereich künstliche Intelligenz, ein Drohnenentwickler, sowie verschiedene kleinere Anbieter in den Bereichen Social Media- und Online Werbung. Am 10. Juni 2014 gab Google zudem bekannt, für 500 Millionen US Dollar den Sateliten-Anbieter Skybox Imaging übernehmen zu wollen.

Und hier einige der jüngsten Schlagzeilen zum Unternehmen:

  • im Januar 2014 stellt Google die Open Automotive Allianz (OAA) vor, welche das Ziel verfolgt das vernetzte Auto auf Basis von Android weiterzuentwickeln. Audi tritt dieser Allianz als erster deutscher Hersteller bei (Zeit Online)
  • der Europäische Gerichtshof verpflichtet Google im Mai 2014 dazu, Verweise auf Webseiten mit sensiblen persönlichen Informationen aus seinen Suchergebnissen zu löschen. Das Unternehmen arbeitet aktuell an einer Umsetzung und hat schon mehrere tausend Löschanträge erhalten (Handelsblatt)
  • Springer Vorstandschef Mathias Döpfner veröffentlicht am 16.04.2014 einen offenen Brief an den Google Verwaltungsratchef Eric Schmidt, mit dem Titel “Warum wir Google fürchten” Es fallem ihm viele Gründe ein…(FAZnet) 
  • am 28.5 stellt Google den Prototyp eines komplett alleinfahrenden Autos vor (tagesschau.de)
  • Immer mal wieder liest man von der (nicht schönen, aber legalen) Praxis Googles, Gewinne in Niedrigsteuerländer zu verlagern um damit massiv Steuern zu sparen. (u.a. Handelsblatt)

Insgesamt ergibt sich also auf den ersten Blick, das stimmige Bild des maß- und ruchlosen Monopolisten, welcher sich überall in unser Leben schleicht, uns (gemeinsam mit der NSA…) ausspioniert und dabei sein künftiges Geschäftsmodell auf die zunehmende Entmündigung und Überwachung des Individuums ausrichtet. Die ersten Stimmen nach “Zerschlagung” werden laut. Das Übel hat einen Namen!

So einfach ist es aber nicht…

Selbstverständlich kann und sollte man über die ein- oder andere Geschäftspraktik oder Zielsetzung von Google geteilter Meinung sein. Letztendlich jedoch treibt das Unternehmen mit seiner Vielzahl von Initiativen den Markt- und Wirtschaftsfaktor Internet stetig voran.

Die Dynamiken der globalen, mobilen und vernetzten Gesellschaft überfordern heute viele von uns. Alles geht zu schnell, man kommt nicht mehr nach. Geschäftsmodelle verändern sich, Märkte brechen weg, neue Absatzmöglichkeiten entstehen. Darüber hinaus ändert sich unser Kommunikations- und Sozialverhalten im Spannungsfeld von anonymen Kommentaren und der ungehemmten Öffentlichmachung der eigenen Person in sozialen Netzwerken.

Privatheit ist ein hohes Gut, aber machen wir uns nichts vor: Selbst wenn wir eine Suchmaschine dazu zwingen, Einträge über uns zu löschen, das Internet selbst vergisst NICHTS. Ich denke das ist auch gut so, denn die Alternative zur ungefilterten Online Transparenz ist die Zensur – und damit die willkürliche Entscheidung über willkommene und nicht willkommene Inhalte. Das hatten wir schon einmal.

Nochmal: Google ist ein knallhartes, gewinngetriebenes Wirtschaftsunternehmen, – aber das sind Siemens oder die Telekom auch. Vielleicht ist es sogar ein Glück, Google in der heutigen Form zu haben, denn dass Unternehmen hält uns einen Spiegel des technologischen Fortschritts mit all seinen postitiven und negativen Auswirkungen vor. Auch bietet dieser Spiegel die Chance der ständigen Reflektion über die Veränderung von persönlichen- und gesellschaftlichen Werten im Informationszeitalter.

Google ist nicht das Böse – Google macht das Böse sichtbar. Wenn uns nicht gefällt was wir sehen, ist es keine Lösung den Spiegel zu zerschlagen

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