Die wohl zynischten Bilder vom Absturzort der malaysischen Passagiermaschine sind die, auf denen sogenannte “Aktivisten”, “Separatisten” oder “Rebellen” mit einem umgehängten Gewehr auf den Trümmern des Flugzeuges und damit auch auf den Opfern herumtrampeln.
Was geht in denen vor?
Geniessen sie die Situation? Fühlen sie sich mächtig? Spüren sie ein Kribbeln des Grauens auf der Haut? Sind sie stolz? Wenn ja, auf was oder wen?
Oder sind sie gar wirklich betroffen?
Gern möchte ich glauben, daß sie echten Anteil am Schicksal der Gestorbenen nehmen. Allerdings zeugt das freiwillige Tragen von Sturmgewehren nicht gerade von Charakterstärke oder einem hohen Maß an Güte oder Mitmenschlichkeit…
Ich frage mich sowieso immer, wo bei den unzähligen lokalen Krisen und Bürgerkriegen in der Welt all die “Kämpfer” herkommen. Was haben sie zuvor gemacht? Warum greifen sie zu Waffen und ziehen oft freiwillig in den Krieg? In der Regel lassen sie ja dabei ein bürgerliches Leben hinter sich, denn bis gestern waren sie Nachbarn von nebenan. Es sind Söhne, Brüder und sehr oft sogar Familienväter aus der vielzitierten Mitte der Gesellschaft, die sich die Kalaschnikow umhängen und losmarschieren. Mal ganz am Rande, was sagen die eigentlich ihren Kindern?
Sicher kann und darf man die Motive von Aufständischen nicht über einen Kamm scheren. Gerade heute, am Vortrag des 70ten Jahrestages des 20. Juli 1944, gehört mein tiefster Respekt allen Widerstandskämpfern in der Welt, die sich gegen Unterdrückung und Unrechtregime erheben und dabei ihr Leben riskieren oder bereits verloren haben.
Aber selbst wenn man optimistisch unterstellt, daß viele der Teilzeit-Waffenträger aus wirklich edlen Motiven oder einfach nur zum Schutz ihrer selbst oder ihrer Familien handeln, bleibt dennoch eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß viele Aktivisten, Separatisten oder Rebellen aus eher niederen Beweggründen wie Neid, blindem Hass sowie der Faszination der bewaffneten Macht (bevorzugt in der eigenen Hand) erliegen. Sicher spielen oft auch profane Motivationen wie Langeweile, ein gestörtes Selbstbewusstsein oder einfach Macho-Allüren eine Rolle. In der Konsequenz weniger gefährlich ist das Ergebnis aber auch nicht.
Ich habe mal irgendwo von einer These gelesen, daß nur 10% der menschlichen Bevölkerung wirklich “gut im Herzen” ist, weitere 10% tatsächlich eher “üble Typen” sind – aber die restlichen 80% sich in jede Richtung manipulieren lassen bzw. sich je nach den Umständen freiwillig zu Mittätern aber auch zu Widerstandskämpfern entwickeln können. Situationsbedingt, tatsächlich. Da ist sicher einiges dran. Man sollte jetzt aber nicht den Fehler machen, beim nächsten Gang durch die Fußgängerzone den potenziell möglichen Radikalisierungssgrad der vorbeigehenden Passanten hochzurechnen. Das verunsichert doch nur.
Dennoch ist es sicher sinnvoll, den Aktivisten, Separatisten oder Rebellen in uns fortwährend zu beobachten und alles dafür zu tun, daß er, wenn es dann mal hart auf hart kommt, seine Kraft für das Gute einsetzt.
Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit. Augenscheinlich gibt es aber täglich Beispiele von Menschen die an dieser Aufgabe scheitern.